Der Jäger und sein Opfer – Teil 2
Episode 3 – Mittwoch
Der bekannte Ausspruch Schmetterlinge im Bauch zu haben traf nur unzureichend meinen Gemütszustand. Ich stand im Wohnzimmer und nippte an einer Tasse Kaffee. Dabei sah ich aus dem Fenster hinaus über die Dächer der Nachbarhäuser. Meine Wohnung lag direkt unter dem Dach, was mir zum einen eine wundervolle Aussicht bescherte und zum anderen trotz des Mehrfamilienhaus eine sehr ruhige Wohnumgebung verschaffte. Über mir konnte niemand Lärm machen.
Doch eigentlich nahm ich den sonnigen Morgen mit seiner klaren Luft und der exzellenten Fernsicht gar nicht wahr. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Valentin, seine zugegeben angenehme Gesellschaft und die abenteuerlichen Geschichten, die er zu erzählen wusste. Dabei ignorierte ich die große Standuhr über meinem Fernseher, deren Zeiger mich bereits nachdrücklich zum Aufbruch mahnten.
Zwei Tage war es jetzt her, dass er mich in dieses wunderschöne Restaurant am See geführt hatte. Ich wusste nicht recht, ob ich enttäuscht oder erleichtert sein sollte, dass er sich gestern nicht gemeldet hatte. Am Abend hatte ich mich selbst dabei ertappt, wie ich kritisch mein Äußeres im Spiegel betrachtete.
Ich drehte mich leicht schräg zum Spiegel und hob meine Brüste mit beiden Händen etwas an. Sie waren groß und schwer. Ich empfand sie als zu groß und manchmal wünschte ich mir kleinere. Aufgrund ihrer Schwere hingen sie etwas durch, sahen aber sehr natürlich aus und sie ähnelten nicht diesen Silikonimitaten, welche scheinbar alle Promis im Fernsehen zur Schau trugen. Gestern fand ich meine Brüste so im Spiegel betrachtet sogar sehr schön. Sie wahren ein Geschenk für einen Mann, der sie zu behandeln wusste.
Ein warmer Schauer war mir den Rücken herunter gelaufen und klang in einem sehr angenehmen Kribbeln zwischen meinen Beinen aus. Denn ich versuchte mir, mich im Spiegel ansehend vorzustellen, wie Valentins Hände sich um meine Brüste schlossen, sie streichelten und mich dann die Kraft seiner Hände spüren ließen.
Widerwillig schüttelte ich die erotischen Gedanken ab und brachte die noch halb volle Tasse zurück in die Küche. Danach ging mir nochmal die Zähne putzen, schnappte meine Schultasche und verließ eilig die Wohnung.
Im Bus grübelte ich weiter über meinen Verehrer. War er ein Verehrer? Sicherlich, das stand außer Frage. Oder bildete ich mir da doch nur etwas törichtes ein? Er war der Vater meiner besten Freundin mehr als doppelt so alt wie ich. Ich könnte leicht selbst seine Tochter sein. Der Gedanke an Helena bereitete mir Unbehagen. Ich kam mir wie eine Verräterin vor, welche das Vertrauen ihrer Freundin ausnutzte und dann mit ihrem Vater herum turtelte. Zu alledem bildete ich mir auch noch ein, dass ihr Vater etwas von mir wollte.
Allerdings, welcher Vater unterhielt sich schon mit der Freundin seiner Tochter über das Fesseln von Frauen und zeigte ihr Bilder, auf denen Frauen — nackte Frauen — geschlagen wurden. Und welcher Vater ging schon schon mit eben dieser Freundin seiner eigenen Tochter zum Abendessen. Es war alles so verwirrend.
Und dann war da auch noch dieses geheimnisvolle Tor, das Valentin einen Spalt breit aufgemacht hatte. Ein angenehmer Schauer ließ meine Haut glühen. Denn hinter diesem Tor brannte ein seltsam anziehendes und doch zugleich abschreckendes Feuer in gefährlich lockendem gelb und rot, umhüllt von beängstigender Dunkelheit.
Mir schmeichelte die Aufmerksamkeit des Mannes, wie ich mir ohne weiteres eingestand. Als junge Frau war ich dagegen natürlich nicht unempfindlich, ja sehnte mich sogar danach. Doch mit Valentins Interesse für mich kamen schaurige Schatten einher. Es waren Schatten, denen ich mich keineswegs stellen wollte oder nach denen es mich wirklich verlangte. Sicher, es waren erregende Traumbilder, die Valentin sehr intensiv herauf zu beschwören verstand. Doch diese Bilder waren so weit weg von meiner Welt, dass sie mir, trotz ihrer anmachenden Erotik, fremd blieben.
Ich sehnte mich nach Gesellschaft, Geborgenheit, Beachtung, womöglich sogar nach Sex. Schließlich war ich eine gesunde junge Frau, deren Natur ihren Tribut forderte. Der galante Märchenprinz eines jeden Mädchens ritt auch in meinen Träumen auf einem weißen Ross daher und schenkte mir eine rote Rose.
Den Märchenprinzen konnte Valentin gewiss darstellen. Auch das Ross mochte noch sein. Doch er hatte keine Rosen dabei, sondern schwang dominant die Peitsche. Statt des Himmelbettes zeigte er mir die beklemmenden Mauern eines Verlieses, in dem nicht weiche Daunen auf meinen Körper warteten, sondern Ketten.
Bildete ich mir das alles nur ein? Ich musste richtig gehend den Kopf schütteln, um diese verwirrenden Gedanken für den Moment abzuschütteln. Das gelang mir gerade noch rechtzeitig, den der Bus stoppte an meiner Zielhaltestelle. Ich stieg aus und eilte hinüber zur Schule.
Wie schon die beiden Tage zuvor suchte ich heimlich in Helenas Gesicht Anzeichen, ob sie etwas von der Sache zwischen mir und ihrem Vater mitbekommen hatte. Doch ihr Verhalten zerstreute schnell alle meine Bedenken in dieser Richtung. Sie war lebhaft wie immer und ihr Hauptaugenmerk schien darauf gerichtet, mit anderen Freundinnen am Nachmittag einen Badeausflug zu einem nahen See zu planen.
Natürlich sprach sie auch mich an und ich hatte keinen Zweifel, dass sie mich nicht aufrichtig gern dort dabei hätte. Das versetzte mir innerlich einen schmerzhaften Stich, denn statt ihre Zuneigung und ihr Vertrauen zu rechtfertigen, betrog ich sie buchstäblich mit ihrem Vater. Eigentlich war das unverzeihlich. Doch ich sah im Moment keinen vernünftigen Ausweg. Mir war klar, dass ich mich bereits heillos im fein gesponnenen Netz von Valentin verfangen hatte.
Ich entschuldigte mich bei Helena mit der Ausrede noch für eine wichtige Probe am kommenden Freitag lernen zu müssen. Sie bedauerte das, wandte sich aber zu meiner Erleichterung schnell wieder anderen Mädchen zu, die offensichtlich mit zum Baden kommen wollten.
Die Idee mit Baden war gar nicht schlecht und ich war tatsächlich überhaupt nicht abgeneigt. Nur konnte ich im Augenblick die Gesellschaft der anderen, insbesondere die von Helena überhaupt nicht gut vertragen. Ich war einfach zu aufgewühlt und musste zuallererst die Folgen des emotionalen Orkans in meinem Inneren in Ordnung bringen. Vielleicht würde dabei ja eine kleine Abkühlung helfen.
So beschloss ich insgeheim ebenfalls zum Baden zu gehen, aber allein und nicht mit den Mädchen aus meiner Klasse. Ich wusste auch schon, wohin ich gehen würde. Vor einigen Wochen hatte ich zufällig einen sehr idyllischen und auch sehr versteckten Platz an einem der Seen der Umgebung gefunden. Da der See selbst eher kleiner war, wurde er nicht so stark wie die anderen an diesem Teil des Stadtrandes frequentiert. Diese Masse der Schüler bevorzugte einen der großen Badeseen. Dort standen Spaß und sehen und gesehen werden im Vordergrund.
An meinem See aber sonnten sich eher ältere Leute und andere, die ebenso wie ich bewusst Ruhe suchten und dem Trubel gern aus dem Weg gingen. Ich war mir sicher heute dort die notwendige Entspannung zu finden und zugleich vernünftige Gedanken anstellen zu können. Unbedingt musste ich mir vor allem klar werden, wie ich mit Helenas Vater weiter umgehen wollte.
Der Schultag war anstrengend, was ich jedoch heute als sehr angenehm empfand. Der Lernstoff forderte mich und lenkte mich so auf ganz einfache Weise von meinen sehr persönlichen Problemen ab. Ich konnte sogar wieder halbwegs unbekümmert über Helenas Scherze lachen. Auf diese Weise vergingen die Stunden wie im Fluge.
Ich schob mich nach dem Gong der letzten Stunde mit allen anderen Schülern aus dem Gebäude. Mein Bus kam pünktlich und so kam ich erfreulich früh wieder zu Hause an. Weniger nachdenklich als am Morgen schlenderte ich von der Haltestelle hinüber zu meiner Wohnung.
Ich entschloss mich so schnell wie möglich zum See aufzubrechen und mir etwas zu Essen mit dorthin zu nehmen. So packte ich meine Badesachen in eine große Tasche und dazu alles, was ich für die Hausaufgaben benötigen würde. Im Schlafzimmer zog ich meinen weißen Bikini an und darüber ein luftiges Sommerkleid.
So ausgerüstet verließ ich keine halbe Stunde später wieder meine Wohnung und setzte mich auf mein Fahrrad. Der Weg zum See war nicht weit. Nach ungefähr einer viertel Stunde erreichte ich den von mir bevorzugten Platz.
Der See schien sich in einer aufgelassenen Kiesgrube gebildet zu haben. Das Ufer war sandig und sehr flach. Doch schon nach wenigen Metern ging es in ein typisches Steilufer über, das allerdings kaum höher als drei Meter war. Oben am Rand schlossen sich Äcker und zum Teil ein Wald an. Das Steilufer war jedoch ebenso wie der See nicht regelmäßig geformt. An manchen Stellen hatten Ausspülungen von Regenwasser das Ufer sichtlich abgeflacht. An anderen Stellen gab es Abbrüche oder andere Einschnitte. Zudem bildeten kleine Mulden, die wohl noch vom Kiesabbau stammten, zusätzliche Vertiefungen im oberen Uferbereich. Alle diese Unregelmäßigkeiten säumten zahlreiche Büsche und schnell wachsende Kiefern. Manchmal bildeten sie sogar regelrechte kleine Wäldchen.
Eine dieser Mulden lag besonders günstig, um sich gegen Blicke anderer Badegäste zu schützen. Außerdem lag sie gut verborgen hinter dem wilden Uferbewuchs und war auf den ersten Blick kaum auszumachen. Diese Mulde war heute mein Ziel.
Ich schob mein Fahrrad um die kleinen Nadelbäume und lehnte es gegen den Muldenrand. Dann breite ich meine mitgebrachte Decke auf dem sandigen Boden aus. Ich schlüpfte aus meinem Kleid und machte es mir in der warmen Sonne gemütlich.
Die Hausaufgaben lockten mich jetzt überhaupt nicht und ich beschloss diese noch etwas warten zu lassen. Im Augenblick genoss ich einfach die angenehme Ruhe am See und die wärmenden Strahlen der Sonne auf meiner Haut.
Es war ein überaus idyllischer Platz, wie geschaffen um die Seele etwas baumeln zu lassen. Ich sah mir interessiert den feinen Sand am Mulden-Rand an. Dort wimmelte es von kleinem Getier, das sich ohne von mir stören zu lassen seinem Tagewerk nachging. Für die Insekten gab es keine Aufregung. Alles hatte seinen Sinn und ein jeder vollbrachte seine ihm vorbestimmten Aufgabe. Was war das doch für eine solide Ordnung im Vergleich zu meinem gegenwärtigen Leben.
Obwohl ich langsam schläfrig wurde und meine Augen schon langsam zufielen, musste ich wieder an Valentin denken. Seine souveräne Gestalt geisterte durch meinen Kopf. Sand rieselte dabei vom Mulden-Rand herunter und bildete ein kleines Häuflein vor meiner Hand. Auf dem Bauch liegend, die Arme unter dem Kinn verschränkt, beobachtete ich müde das Schauspiel, welches die Natur da für mich aufführte. Der Sand stoppte und kam kurz darauf stärker wieder, fast wie ein Miniaturwasserfall, vor meine Arme geflossen. Als er erneut stoppte fiel von oben die Blüte einer Mohnblume auf den kleinen Sandberg und rutschte daran herunter bis sie nur Millimeter vor meinem Gesicht zur Ruhe kam.
Eigentlich war ich zu faul mich zu bewegen. Doch gerade noch gewann meine Neugier die Oberhand gegen meine Müdigkeit und ich schaute hinauf zum Rand der Mulde. Ich wollte nachsehen, wo der Sand sich vom Rand löste. Zu meiner grenzenlosen Überraschung sah ich oben, knapp anderthalb Meter über mir, jemanden hocken und zu mir herunter schauen.
Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde, bis mein müdes Gehirn auf Hochbetrieb umschaltete und den Umriss der Gestalt mit den mir bekannten Personen abglich. Es dauerte noch weniger Zeit, bis mein Herzschlag einem blitzartigen Impuls folgend sich erhöhte. Dort oben, am Rand der Mulde, hockte Valentin.
Er lächelte in mein noch um Fassung ringendes Gesicht und ließ aus seiner geschlossenen Faust Sand wie aus einem Trichter herab fallen, genau vor meine Arme. Er tat das mit einer spielerischen Lässigkeit, als sei es das natürlichste der Welt dort oben zu sitzen und mit dem Sand der alten Kiesgrube zu spielen.
„Valentin!?“ stieß ich halb fragend, halb grüßend hervor.
„Im Prinzip ist es mir ja zuwider einfach so eine Wildblume abzureissen.“ erklärte er ohne jede Aufregung. Er hielt dabei den nunmehr kahlen Stängel der Mohnblume hoch. „Aber um die Aufmerksamkeit der einen Schönheit zu wecken, musste die andere Schönheit ihr Leben lassen. Vergänglichkeit und Jugend kreuzten sich für einen kurzen Moment, als die Blume vor ihre Augen fiel.“ Valentin lächelte versonnen.
Ich hatte noch immer nicht verwunden, dass Helenas Vater tatsächlich dort oben war, dass er diesen Platz hier gefunden hatte. Ich glotze hinauf zu ihm, als sei er eine Fata Morgana.
„In den alten Sagen des Mittelalters trieb man das beste, was man zu bieten hatte in die Arme des Lindwurms, um dessen Zorn zu besänftigen. Es waren nicht nur Edelstein und Geschmeide. Nein! Fast immer musste es eine Jungfrau sein, deren Schicksal besiegelt schien.“
Ich griff nach meiner Sonnenbrille, um Valentin besser sehen zu können. Er trug Freizeitkleidung und sah gut darin aus. Am Oberkörper zeigte das am Hals weit offene luftige Baumwollhemd viel von seiner braun gebrannten Haut. Dazu trug er eine Jeans und modische Freizeitschuhe. „Dann käme ich nochmal davon, wenn ich keine Jungfrau wäre?“ fragte ich spöttisch.
„Das denke ich nicht.“ erwiderte Valentin ohne zu zögern. „Man opferte dem Drachen die Schönheit, das vollkommene Antlitz, nicht das was sie meinen.“ Er schüttelte tadelnd den Kopf. „Außerdem dürfte dem Untier dieses kleine Detail doch recht egal gewesen sein. Ihm ging es sicher um das Fleisch, nicht um des Fleisches Lust.“
Ich musste über Valentins humorvolle Plauderei lachen. Er hatte eine wirkliche intelligente Art pikante Themen in mal präzise und dann wieder verschleiernde Worte zu packen. Ich hob die Mohnblüte auf und spielte mit ihr mit meinen Fingern. Dann sah ich Valentin an. „Wonach suchen sie Valentin?“ fragte ich so unschuldig wie möglich. Jetzt wollte ich es mal mit Frechheit versuchen und stellte mich dem verbalen Versteckspiel Valentins. „Wollen sie das Fleisch? Des Fleisches Lust? Oder gar beides?“ Ich erröte unwillkürlich über meine eigene Dreistigkeit. Mir wurde zudem bewusst, dass ich in meinem weißen Bikini so gut wie nichts an hatte und er aus seiner Position den besten Blick direkt auf meinen Busenansatz hatte.
„Keines von beiden.“ versicherte er ohne eine Mine zu verziehen. „Ich suche allenfalls das Motiv.“
„Das Motiv?“ fragte ich irritiert und verstand nicht, was er damit meinte.
„Ja, das Motiv.“ wiederholte er. Er stützte sich mit einer Hand am Mulden-Rand ab und sprang zu mir hinunter. Neben mir ging er leicht in die Knie, um den Sprung abzufedern. Dann setzte sich Valentin gut einen Meter neben mich hin und lehnte seinen Rücken gegen den Mulden-Rand. Sein Hemd würde unweigerlich etwas abbekommen. Aber ihn schien das nicht zu kümmern.
Die plötzliche und unerwartete Nähe zu dem Mann, der die letzten Tage meine Gedanken dominiert hatte, machte mich unsicher und stürzte mich in einen Taumel der Gefühle. Er war einfach so aufgetaucht an diesem Ort, an dem ich eigentlich allein meinen Gedanken nachhängen wollte und saß jetzt neben mir. Noch immer hatte ich nicht den geringsten Schimmer, wie er mich hier gefunden hatte und was er von mir wollte. Ohne seine letzten Worte vorerst weiter zu ergründen musste ich das klären. „Wie haben sie mich überhaupt hier gefunden?“
„Ich habe vor ihrem Haus auf sie gewartet und bin ihnen dann hierher gefolgt.“ erklärte er mit fataler Offenheit. „Ursprünglich wollte ich eigentlich bei ihnen klingeln. Doch dann hielt mich ein Anruf auf. Als ich damit fertig war, sah ich sie das Haus verlassen und fuhr ihnen nach. Einen schönen Platz haben sie hier.“
„Sie haben vor meinem Haus gewartet? Warum?“
„Der Schmuck.“ sagte er, als würden diese zwei Worte alles erklären.
„Ich verstehe nicht.“ gab ich ratlos zu.
„Meine Tochter schenkte ihnen letztes Wochenende einen Armreif und die Ohrclips.“
Jetzt lief ich erst recht feuerrot an. Helena hatte mit beiläufig erzählt, dass ihr Vater diesen bezahlt hatte. War sie da zu weit gegangen? Es war mir auf einmal so unglaublich peinlich, dass ich am liebsten im Boden versunken wäre. Ich konnte nur hilflos stammeln und brachte kein vernünftiges Wort heraus.
Diesmal zeigte sich tatsächlich Valentin überrascht von meiner Reaktion. Dann begriff er. „Oh bitte.“ beschwichtige er sofort. „Das war völlig in Ordnung. Machen sie sich keine Sorgen. Helena hat ihre Freiheiten und sie weiß sehr gut, was sie darf und was nicht. Meine Tochter mag sie sehr und offen gesagt hätte dieser Schmuck kaum eine bessere Trägerin finden können. Ich habe ihn sofort in der Bibliothek erkannt. Er stammt aus einem Juweliergeschäft, das Helena und ich kürzlich besuchten. Dazu gehörte noch eine Halskette, die wir nicht gekauft hatten. Gestern fuhr ich nochmal zu diesem Geschäft und erwarb sie. Es sollte ein Dankeschön für den zauberhaften Abend im Seerestaurant sein. Ich wollte ihnen die Kette bringen.“ Valentin griff in seine Hosentasche und zog ein sehr kleines Samt-Säckchen hervor, was er mit reichte.
Im ersten Moment fiel mir ein Stein vom Herzen. Trotzdem war ich sprachlos. Ich hatte Valentin gerade zweimal getroffen und er wollte mir Schmuck schenken? Mir war unwohl bei dem Gedanken, den instinktiv fand ich, dass das zu weit ging. Deswegen griff ich auch nicht nach dem angebotenen Stück.
Diesmal erriet Valentin meine Gedanken sofort. „Ich würde mich sehr freuen, wenn sie es annehmen. Es ist ein Geschenk ohne jede Bedingung und ohne jede Erwartung. Sehen sie bitte nicht den Wert dieses Geschenkes. Es ist vielmehr ein Symbol, und zwar der Wertschätzung. Sehen sie, schon immer schenkten Menschen Schmuck um damit zu sagen, ich weiß um deine Existenz und sie bist mir nicht egal. Ich finde aus diesem Blickwinkel ist ein solches Geschenk etwas sehr schönes. Das edle Metall erhält so eine unsichtbare Kraft. Unsere Gedanken und Gefühle mögen vergehen, sind nicht von Dauer. Doch mit dem Gold leben sie weiter und werden in der Erinnerung vieles andere überdauern.“
Andächtig lauschte ich Valentins Worte. Nie schien er verlegen Dinge in Worte zu fassen, welche den Grund der Seele erreichten. Wie benommen nahm ich das kleine Säckchen und bedankte mich artig. Ich musste zugeben, mir standen fast Tränen in den Augen.
„Leider bin ich nicht zum Baden eingerichtet.“ wechselte Valentin abrupt das Thema und ließ mir so keine Gelegenheit in allzu sentimentale Stimmung abzugleiten. „Ich konnte ja nicht ahnen, sie am Ende hier zu treffen.“
„Wohl nicht.“ erwiderte ich lächelnd. Ich rollte mich zur Seite und schob mich mehr zum Rand meiner Decke. Dann deutete ich auf den frei gewordenen Platz. „Wollen sie mit hierher kommen?“
„Gern.“ sagte Valentin und setzte sich ohne jede Scheu zu mir.
Ich musste mir wiedereinmal eingestehen, dass dieser Mann wirklich alles übertraf, was ich bisher kennen gelernt hatte. Er bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit durchs Leben, als sei alles um ihn herum nur Staffage und er der verkörperte Mittelpunkt der Dinge. „Was meinten sie mit dem Motiv?“ brachte ich unser Gespräch wieder auf den Ursprung zurück.
Valentin ließ sich zurück fallen und stützte sich auf seine Ellenbogen. „Sie sagten doch, ihr Hobby sei die Fotografie. Zeigt ein Foto die Wirklichkeit?“
„Ich denke schon.“
„Überlegen sie sich ihre Antwort.“ warnte er mit pastoralem Tonfall. „Arrangieren sie nicht den Winkel des Objektives? Wählen sie nicht eine geeignete Blende? Leuchten sie nicht manchmal die Szene aus oder suchen den richtigen Standpunkt für die Aufnahme? Arrangieren sie nicht die Wirklichkeit, bis sie zu einem Motiv wird? Zu etwas, was sie sehen oder besser sehen wollen?“
Ich musste ihm zustimmen. „Hm … sie könnten damit recht haben.“
Valentin lächelte. „Es ist das, was jeder Künstler tut. Die Suche nach Inspiration, gedachter Vollkommenheit, verkörpert im besten Motiv. Der Laie bildet einfach ab und will zeigen, was er sieht.“ Der Künstler aber …“ Valentin drehte sich zu mir und sah mich zwei, drei Sekunden lang still an, ließ mich zappeln, bevor er weiter sprach. „Der Künstler will nicht zeigen, sondern sehen lassen.“
„Ich versuche gerade die Lindwürmer der alten Sagen und und das Motiv in Einklang zu bringen.“ gab ich mit fragendem Blick zu.
„Erinnern sie sich noch, wie ich ihnen von der Journalistin und ihrer Begegnung mit Szynalski erzählt habe?“
„Ja, sehr gut sogar.“
„Dann wissen sie vielleicht noch, wie Szynalski die Dame aufforderte, sich von ihren gewohnten Gedanken zu lösen. Er bat sie sich der Phantasie hinzugeben und einzutauchen in eine Welt, die er ihr skizzierte, die er für sie erschuf. Dabei wollte er sie diese Welt mit vollkommen neu ausgerichteten Sinnen erfahren lassen und sie so in einen Rausch der Gedankenwelt versetzen, welche schlussendlich mit der Realität verschmolz. Er wollte sie dorthin bringen, wo das eine vom anderen nicht mehr zu trennen war.“
„Er forderte sie auf, sich ihm auszuliefern.“ fiel ich Valentin ins Wort.
Er nahm mir das nicht übel. „So war es. Er ersann das Motiv und sie wurde dessen Brennpunkt.“
„Eine sehr abstrakte Vorstellung.“ sagte ich zweifelnd.
„Sicherlich.“ gab Valentin zu. Aber in seiner Stimme schwang ein Unterton mit, der eigentlich genau das Gegenteil sagte. „Der Betrachter, der sich das Bild nur ansieht mag so denken. Wenn man sich nun aber fallen und das Bild auf sich wirken lässt, dann wandelt sich Abstraktion in Faszination.“
„Fordern sie mich heraus?“ fragte ich und nahm die Sonnenbrille wieder ab. Jetzt wollte ich Stärke zeigen und seinem Blick bewusst stand halten.
Valentin lächelte immer noch. Aber sein Gesicht hatte jetzt etwas Starres. Es war der Blick eines Mannes, der seinen Gegenspieler taxierte und seinen eigenen unerschütterlichen Glauben an den Sieg zur Schau stellte. Darin lag etwas bestimmend herrisches, so dass ich mich wie die Beute im Angesicht des Raubtieres fühlte. Oh ja, es war faszinierend. Ich empfand so etwas wie Angst. Aber diese Angst war nicht abstoßend. Sie hatte vielmehr etwas lockendes an sich, das danach verlangte aufzugeben und allen Qualen und Zweifeln ein Ende zu setzen, sich seinem Schicksal endlich zu ergeben. Ich spürte, wie eine leichte Gänsehaut mich überzog.
Valentins Augen wanderten jetzt schamlos über meinen Körper, der so halbnackt vor ihm in der Sonne lag, zum greifen nahe. „Es braucht Stärke und Geist sich einer solchen Herausforderung zu stellen.“ Er sprach langsam, sehr leise, so als lausche er dem Klang der eigenen Worte nach. „Ich glaube sie würden mit erhobenen Haupt vor den Lindwurm treten.“
Wieder rauschte ein angenehmer, beinahe erotischer Schauer durch meine Nervenbahnen. Ich sah mich selbst, die Jungfrau im weißen Kleid und wehenden blonden Haar in ungebeugter Haltung vor dem Drachen, im Angesicht von Tod und Ende. Eine letzte Träne benetzte meine Augen, bevor ich sie schloss und auf das Unvermeidliche wartete. Wie ein Sonnenstrahl, der plötzlich seinen Weg zwischen zwei dunklen Wolken fand und herrlich in feurigen Farben schimmerte wusste ich, dass ich jetzt nicht das Bild ansah, sondern schon ein Teil davon war. Ich wirbelte in einem Strudel mit, der mir jegliche Kontrolle nahm und mich in unergründliche Dunkelheit riss.
„Ich brauche Zeit Valentin.“ hauchte ich, all meine innere Widerstandskraft zu einem letzten Aufbäumen einsetzend.
Es war offenbar eine von Valentins Eigenheiten meine Fragen und Einwände zu ignorieren. Er deute mit seiner Hand auf meinen Rücken. „Sie werden sich verbrennen, wenn sie sich nicht eincremen.“ Seine Stimme klang wieder vollkommen normal. Von einer Sekunde zur anderen ließ er das eben noch kontrastreich aufgebaute Traumschloss wieder verblassen, kehrte er ansatzlos in die Realität zurück. Er hatte wirklich erstaunliche Fähigkeiten.
Valentin griff nach der Sonnencreme. „Darf ich?“ fragte er, als würde er mit etwas zu Trinken anbieten.
Ich nickte ohne groß nachzudenken, mühte ich mich doch noch, anders als Valentin, wieder zurück ins Jetzt zu finden.
Noch bevor ich begriff, wozu ich gerade eingewilligt hatte, beugte sich Valentin schon über mich. Er löste mit ohne zu zögern die Schleife meines Bikinioberteils und hob sorgfältig die beiden dünnen Bänder zur Seite, so dass sie wie gerade Striche auf der Decke lagen und im rechten Winkel von meinem Körper weg zeigten.
Erschrocken schnappte ich nach Luft, denn Valentin hatte mich soeben sehr effektiv am Boden fixiert. Ich konnte mich nicht mehr einfach so erheben, ohne Valentin meinen nackten Busen zu präsentieren.
Er drückte sich etwas von der Creme auf die Hände und verrieb diese dann überaus gründlich zwischen deren Flächen. Schließlich legte er seine Hände mit der feuchten und noch kühlen Creme auf die erhitzte Haut meiner nackten Schultern.
Die Berührung durch seine Hände war so intim, dass ich mit leicht geöffneten Lippen die Augen schloss und mich einige Augenblicke ausschließlich auf diese Hände konzentrierte. Es war ein unglaublich angenehmes Gefühl sie auf mir zu spüren. Es war eine Geste der Besitzergreifung und für den Hauch des Augenblickes wollte ich besessen werden. Ich lag ihm zu Füßen und er war der Eroberer, der seinen Anspruch unterstrich.
Valentin begann methodisch die Creme in die Haut meines Rückens zu massieren. Sein Griff war fest, stark und wenig zimperlich. Er massierte meine Schultern, meinen Hals, meine Oberarme. Dann rieben seine Handballen über die Schulterblätter und zogen Kreise von der Wirbelsäule nach außen.
Ich wand mich unter ihm und ließ ihn das Spiel meiner Rückenmuskeln sehen. Beinahe hätte ich aufgeschrien, als seine Finger um meine Seiten herum fuhren und kraftvoll in das weiche Gewebe der äußeren Flanken meiner Brüste drückten, soweit seine Finger diese erreichen konnten.
Valentin stoppte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er wieder den Rücken massierte und sich zu meinen Hüften vorarbeitete. Auch an dieser Stelle schoben sich seine Hände über die Seiten und er packte förmlich meine Hüfte, ließ mich seine Macht über mich spüren.
Einem lustvollen Drang nachgebend hob ich vor Erregung einen oder zwei Millimeter meinen Bauch an.
Valentin schob vorsichtig und unglaublich langsam seine Finger weiter unter mich.
Ich konnte jetzt ein leichtes Stöhnen nicht mehr unterdrücken.
Da lockerte Valentin aber schon wieder seinen Griff und zog seine Fingerspitzen, einen sehr flaches V nachmalend, zu jenem Punkt an der Wirbelsäule herunter, wo der Stoff meines Höschens auf der Haut lag. Seine Finger vollzogen dort zwei sehr kleine Kreise und schoben sich dann unter den Stoff.
Ich zuckte zusammen und warf meinen Kopf ein kleines Stück nach oben, machte ein Hohlkreuz und presste mein Becken auf den Boden.
Doch Valentin löste sich da schon von mir und rieb sich mehr Sonnencreme in die Hände. Als er damit fertig war, ließ er diese dann leicht klatschend auf meinen Hintern sausen.
Ich presste die Luft aus meinem angespannten Körper und öffnete vor Verzückung meine Augen. Mein Kopf schnellte wieder nach unten und ich hob meinen Hintern etwas, um Valentin zu ermutigen. Hoffentlich hörte er jetzt nicht auf. Schlag zu, dachte ich mir.
Er dachte aber gar nicht daran, ließ mich stattdessen anders seine Hände spüren. Er packte meinen Hintern fest und fordernd, vergrub seine Hände beinahe darin. Als sich dann noch seine Daumen dem Stoffrand des Höschens folgend zwischen meine Beine zwängten, glaubte ich den Verstand zu verlieren.
Ich öffnete meine Beine leicht und spürte, wie ein leichter Schweißfilm sich auf meiner Haut bildete. Dazu ging meine Atmung schneller und ich keuchte vor Lust. Es war mir in diesem Moment vollkommen egal, mich Valentin so enthemmt zu zeigen. Wenn er mir jetzt gewaltsam den Slip herunter gerissen hätte, ich hätte seinem Eindringen keinerlei Widerstand entgegen gesetzt.
Aber seine Hände entfernten sich schon wieder von meinem Zentrum der Lust. Valentin fuhr weiter über meine Oberschenkel herunter.
Ein klein wenig enttäuscht, aber auch erleichtert, dass es nicht zum Äußersten gekommen war, entspannte ich mich.
Valentin erkundete Zentimeter für Zentimeter meine kräftigen Oberschenkel und sparte nicht die empfindlichen Innenseiten aus. Dann massierte er weiter meine Unterschenkel. Ich dagegen versuchte meinen Herzschlag zu kontrollieren und wünschte mir sehnlichst Wind, um meiner erhitzten Haut lindernde Kühlung zu verschaffen.
Keiner von uns beiden sagte auch nur ein Wort, bis Valentin sich endlich wieder von mir löste. Ich lag jetzt vollkommen gelöst auf meiner Decke und jeder Zentimeter meiner Haut hätte gern noch länger diese männlichen Hände gespürt und sich von ihnen verwöhnen lassen. Ich seufzte leise.
Valentin kniete sich neben meinen Kopf. Ich vernahm seinen Atem ganz nah, wagte aber nicht aufzuschauen, hielt meine Augen geschlossen.
Offensichtlich musterte er mein Gesicht. Er schob mir vorsichtig eine Haarsträhne zur Seite. „Am Freitag werde ich wissen wollen, wie du dich entscheidest.“ Er flüsterte nur.
Ich nickte stumm und hätte am liebsten von meinen Gefühlen überwältigt los geheult.
Ohne noch ein Wort zu sagen erhob Valentin sich und ich hörte, wie er mit leichten Schritten die Mulde verließ.
Ich blieb zurück wie betäubt. Nie zuvor hatte mich so sehr als Frau gefühlt. Allein bei dem Gedanken, dieser Mann könnte mich begehren, rauschte mir das Blut in den Ohren, schlug mein Herz schneller. Es kam mir alles wie ein kontinuierlicher Traum vor, der mich nicht mehr los ließ und an den auch ich mich klammerte.
Noch immer hielt ich den kleinen Beutel in der Hand. Vorsichtig zog ich das feine Lederband auf, das ihn verschloss. Dann hob ich mit dem rechten Zeigefinger die sehr fein gearbeitete Kette heraus. Das Gold schimmerte in wärmsten Tönen im Lichte der Sonne. An dem Kettchen hing ein kleiner Anhänger. Auf der Vorderseite war mit höchst filigranen Linien das Bild eines Drachen eingraviert. Auf der Rückseite standen die Initialen VT, Valentin Thiesen.
Meine Faust schloss sich fest um das Schmuckstück. Ich presste meine Stirn in den Sand und hob wieder leicht meine Hüfte. Der kleine Samtbeutel fiel ich achtlos zu Boden und ich schob die freie Hand unter meinen Bauch, ertastete mir den Weg zwischen meine Beine. Fast schon grob bohrte ich meine Finger unter den weißen Stoff des Bikinihöschen und teilte damit die feuchten Schamlippen. Ich biss in meine Faust, welche die Kette hielt, als mein Zeigefinger sein Ziel fand.
Episode 4 – Freitag
Ich stand am geöffneten Fenster meines Schlafzimmers. Die Gardine war zugezogen, so dass man mich von außen nicht sehen konnte. Eine leichte Brise trug die frische und noch kühle Morgenluft zu meinem Gesicht. Den Kopf wippte ich langsam in den Nacken, so dass der sanfte Hauch von draußen sich direkt in meinen Nasenflügeln verfing.
Am strahlend blauen Himmel zogen weiße Wolkenberge träge dahin. Sie ähnelten irgendwie den Galeonen einer mittelalterlichen Armada, deren prächtige Großsegel die Brise aufnahmen und die Flotte geruhsam, jedoch stetig ihrem fernen Ziel zutrieben. Fast meinte ich das leichte Schlagen der See gegen die Schiffsrümpfe vernehmen zu können und vor meinem geistigen Auge turnten wagemutige Seeleute in schwindelerregender Höhe furchtlos durch die Takelage.
Ich streckte meine herab hängenden Arme etwas von meinem Körper, öffnete deren Handflächen und drehte die Innenseite gegen das Fenster. Denn Wind wollte ich dort spüren, doch dieser war zu schwach. Er reichte nicht um die Haut der Hände zu reizen. Doch sensiblere Stellen meines Körpers indizierten die frische Luft. Ich senkte meinen Kopf wieder und sah fasziniert auf die Spitzen meiner nackten Brüste, die sich steil aufgerichtet hatten und deren Nippel scharf und sehnsüchtig hinaus zu den erträumten Galeonen zeigten.
Mein Busen hob und senkte sich ebenso leicht, wie die Schiffe im leichten Wellengang schaukeln mochten. Stolz und kräftig standen sie von meinem Oberkörper ab und schienen wie die Sirenen aus der Sage des Odysseus die fernen Matrosen zu locken. Seht her, so sangen sie. Seht diese Pracht und nehmt euch, was das Meer euch schenkt.
Und wahrhaftig. Eines der gewaltigen Segelschiffe änderte seinen Kurs und dessen wagemutiger, vom Wetter und dem Leben auf See gehärteter Kapitän stellte sich wie einst jener griechische Held der Antike dem Lockruf. Wohl wissend, dass Gefahr und vielleicht sogar Vernichtung, eine unbekannte Küste vor ihm lagen, stellte er sich, ganz auf sein nautisches und seemännisches Talent verlassend, der Herausforderung. Furchtlos zwang er das gewaltige Schiff auf unbekannten Kurs und segelte der halbnackten Sirene entgegen, deren betörende Reize an fernem Gestade auszumachen waren.
Oh, ja. Ich sah Valentin auf der Brücke des Schiffes, mit fester Stimme Befehle gebend und den Blick ohne den Hauch eines Zweifels nach vorn gerichtet. Es war ein angenehmer Gedanke, den mir meine noch schlaftrunkene Phantasie an diesem Morgen zauberte. Nur leider sah die Wirklichkeit deutlich anders aus.
In der Realität saß ich in einer kleinen Schaluppe, deren Rumpf die Würmer bereits auflösten und vor dessen Bug deutlich die gefährlichen Strudel des Stroms das Wasser wütend aufschäumten. Dabei trieb ein unberechenbarer Sturm die Nussschale vorwärts und das kleine Steuer in meinen Händen diente eher meinem Halt, als dem Fahrzeug einen Kurs aufzuzwingen. Ich wusste, dass ich verloren sein würde, wenn ich nicht endlich sprang und mit den Muskeln meiner Arme schwimmend dem Inferno zu entkommen suchte.
Ich seufzte leise und ging hinüber zur Küche. Ein heißer Kaffee mit seinem einzigartigem Aroma war jetzt genau das Richtige. Während ich das kleine Frühstück zubereitete, versuchte ich die quälenden Gedanken in meinem Kopf für einen Moment auszublenden. Ich wollte für Augenblicke nicht an den Tag und nicht an diesen Mann denken, dessen Phantombild ansonsten ständige Präsenz hatte.
Nullmomente hatte ich früher einmal dieses Ausblenden und Abschalten genannt. Die Nullmomente waren Sekunden oder Minuten, ganz selten Stunden, ohne jedes Grübeln und fern von allen Sorgen. In ihnen gab es nur mich und das Jetzt. Sie verhalfen mir zur Ruhe zu kommen. Ich entspannte mich und fühlte mich zugleich so lebendig wie selten.
Gemächlich schlenderte ich zurück ins Schlafzimmer und dabei nahm ich viele Details meiner Wohnung in erstaunlicher Klarheit wahr. Da waren die kleinen Kratzer im Türrahmen, die abgegriffene Klinke, der dunkle Teppichbelag und die freundliche Terrakottafarbe der Wand. Über meinem Bett hing ein Poster, das den eleganten Körper eines Tigers, einer faszinierenden und doch so tödlichen Raubkatze bei der Jagd zeigte, wie sie gerade die Richtung änderte und aus vollem Lauf auf ihr Opfer zu rannte.
Ich öffnete den Schrank und wählte die Kleidung für den Tag. Nach kurzer Überlegung nahm ich eine ausgewaschene Jeans und ein leuchtend blaues ärmelloses Top heraus. Darunter zog ich einen bequemen BH, der meine großen Brüste bändigte und dessen Körbchen meine Erregung gut verbargen. Ich verschwand nochmal im Bad und verließ bald darauf meine Wohnung.
Heute war also der Tag, an dem ich mich würde entscheiden müssen. Dabei hatte ich überhaupt keine Ahnung, wann und wie Valentin sich melden würde. Nur eines war klar, diese Entscheidung war unvermeidlich und nichts würde Valentin davon abhalten sie einzufordern. Obwohl es bereits am Morgen sehr warm wurde, fröstelte ich leicht. Angst und Unsicherheit begannen die Oberhand zu gewinnen.
Dabei war eigentlich alles so einfach. Ich brauchte diesem seltsamen Spiel nur mit einem entschiedenen Nein ein Ende zu setzen. Die angenehm schaurige Begegnung mit Valentin würde als ein kleines Gedankenabenteuer in meinen Erinnerungen erhalten bleiben. Doch mein gewohntes Leben, ohne große Aufregungen, hätte ich zurück und die Dinge hätten wieder ihre alten Bahnen eingeschlagen. Zumindest sagte mir das die Vernunft.
Aber jenseits der Vernunft mit ihren klaren Akzenten und ihren gut erkenntlichen Pfaden lockte ein geheimnisvoller Nebel, welcher das Unbekannte vollkommen verbarg. Ich konnte nicht erkennen, was sich dahinter versteckte und was dort auf mich wartete. Aber eine unheimliche Neugier lockte mich genau das zu erkunden und den Weg hinein in diese abgeschiedene Welt zu wagen. Dabei übte die Ahnung, dass sich nur wenigen diese seltsame Welt aus Abenteuer, Angst und Leidenschaft offenbarte, einen überaus starken Reiz auf mich aus.
Diese Gedanken beschäftigten mich bis in die Schule. Dort war es mir besonders unangenehm Helena zu treffen. Heute würde sich entweder der Verrat an ihr bestätigen oder aber der Weg in das alte Leben mit seiner Unbeschwertheit wieder eröffnen. Wie eine Welle überrollte mich die Sehnsucht nach Erleichterung und einem Ende des Versteckspiels. Diese Sehnsucht war umso schmerzlicher als ich spürte, wie sie ein Wunschbild bleiben würde. Mir wurde in diesem Moment mit erschreckender Deutlichkeit bewusst, dass egal wie ich mich auch entschied, die alte Nähe zu Helena für immer verloren sein würde. Nichts konnte mehr so sein wie wenige Tage zuvor.
Mir war zum Heulen zumute und ich fühlte mich wie ein in die Enge gedrängtes Tier. Zu gut hatte ich die Einsamkeit nach der Scheidung meiner Eltern kennen gelernt und wusste, welche lähmende Last sie bedeutete. Keinesfalls wünschte ich dieses Trauma zurück.
Jetzt fügten sich die abenteuerlichen Traumbilder des Morgens zu einem großen Ganzen zusammen. Die Natur des Malstrom erkannte ich jetzt klar. Schon einmal, nach der Trennung meiner Eltern, war ich darin untergegangen und nur mit Glück dem vernichtenden Strudel entronnen. Ein zweites mal würde meine Kraft nicht reichen. Ich musste springen, auch wenn das allein nicht half. Jedoch nahte hart am Wind und unter vollen Segeln, auf denen blutrot das Kreuz der Eroberer prangte, die stolze Galeone. An ihrem Steuerrad stand Valentin und ihn lockte nicht der Gesang der Sirene, sondern ein Schrei nach Hilfe aus dem Toben der Elemente.
Er versprach Rettung vor dem Untergang und das obwohl ich mit dem kleinen Rettungsboot von eben seinem Schiff geflohen war, um einem anderen Schicksal zu entgehen. Denn an Bord seines Schiffes würde ich nicht eine bequeme Passage erwarten, sondern einen Kerker unter Deck. Das Ziel dieses Schiffes waren sicherlich exotische Häfen und ferne Gestade, doch sein Geschäft die Sklaverei. So kreuzte er neben mich, zwar mein Leben bewahrend, doch meine Freiheit fordernd.
Ich hörte das rasseln der schweren Ketten aus rostigem Eisen, welche unlösbar an meinem Fußring geschmiedet war, sah mich in Seide und Schleier gekleidet, demütig vor meinem Herrn den Kopf gesenkt. Dessen Augen mustern mich. Oh ja. In ihnen schimmerten Lust und Verlangen und zugleich der kühl abschätzende Blick für den Preis. Und seine Körperhaltung, seine breiten Schultern und sein beherrschtes Schweigen verlangten unmissverständlich Selbstaufgabe und Unterwerfung.
Das ist der ultimative Preis, den der unbeugsame Kapitän forderte und dafür das Leben gibt. Er duldet keinen Widerspruch und seine Entscheidung ist immer endgültig. Seine Autorität steht außer jedem Zweifel. In meiner Schwäche und Verletzlichkeit verspricht diese Autorität Halt und Stärke. Wohl deswegen fühle ich mich so zu ihr hingezogen, ja möchte ich mich ihr sogar hingeben.
Ich spüre, dass ich beobachtet werde. Dazu spricht eine Stimme, monoton und ohne zu stocken. Es dauert eine ganze Weile, bis sich der Traumschleier lüftet und ich wieder in die Wirklichkeit zurück finde. Die Stimme gehört unserem Lehrer, der routiniert an der Tafel eine komplexe mathematische Ableitung entwirft. Ich drehe den Kopf und sehe direkt in das Gesicht von Helena, die mich neugierig, mit dem Hauch eines Lächeln um den Mund, mustert. Ich fühle mich ertappt und laufe unwillkürlich rot an. Beschämt schaue ich hinüber zum Lehrer.
Helenas Blick war so intensiv, dass ich für einen Moment glaubte, sie könnte meine Gedanken lesen. Das war natürlich Blödsinn und ich musste mich ermahnen diesen Unfug gar nicht erst zu denken. Allerdings war ihr sicherlich nicht entgangen, dass mich irgend etwas sehr intensiv beschäftigte. Ich hätte wetten können, dass sie richtig auf einen Mann tippte. Nur welcher Mann es war, das konnte sie nicht wissen.
Nach der Stunde, als um uns herum nach der konzentrierten Stille die Klasse in erleichterten Tumult ausbrach, sprach Helena mich an. „Sag mal. Es ist natürlich deine Sache. Aber hast du jemanden kennen gelernt?“
Die Frage hatte ich gefürchtet. Sollte ich lügen, alles abstreiten? Ich entschied mich für den Mittelweg und nickte leicht. „Ja, da ist jemand.“ Ich zögerte. „Aber ich habe mich noch nicht entschieden.“
Helena lachte leise. „Lass dich nicht ausnutzen.“ riet sie strahlend. „Und stelle ihn mir bald mal vor.“
„Das werde ich tun.“ versprach ich und drückte Helenas Hand. Es fiel mir schwer und schmerzte Geheimnisse vor ihr zu haben.
Zum Glück nahm sie es nicht krumm und sie war so unglaublich rücksichtsvoll, dass sie ihre Neugier beherrschte und mich nicht weiter bedrängte. Gerade diese Rücksicht machte es für mich noch schwerer, tat richtig weh in meinem Inneren.
Allerdings hatte mir mein erotischer Tagtraum geholfen die Dinge zu sortieren. Die Rolle der begehrtem Schönheit in den Händen eines starken, vielleicht sogar grausamen Mannes, war ein exotisches Märchen, das einen verlockenden Reiz ausübte. So undenkbar das mir vor einer Woche erschienen wäre, so greifbar und anziehend war es jetzt für mich. Es gab nicht den geringsten vernünftigen Grund den Lockungen Valentins nachzugeben. Ja es war fast schon absurd auch nur darüber nachzudenken.
Doch diese Absurdität stellte mich in den Mittelpunkt. Ich war die Sonne, um welche die Planeten kreisten. Auch wenn es mich auf eine sehr bizarre Weise aufwertete, es wertete mich auf. Das angenehme Gefühl beachtet, ja sogar begehrt zu werden, berauschte mich. Es brachte mein Blut in Bewegung und beflügelte meine Gedanken. Ich wusste, ich war verloren. Aber das machte mir nichts aus.
Der Traum von Märchenprinz auf edlem Ross und Himmelbett in roten Rosen würde sich nicht erfüllen. Aber als Frau wurde ich wahrgenommen. Valentin forderte meinen Körper mit einer Heftigkeit, die mich nahe an eine geradezu berauschende Ohnmacht brachte. Er erhob und unterdrückte mich zugleich. Ich hatte mich entschieden.
Der gefasste Entschluss verlieh mir Sicherheit, geradezu ein Hochgefühl. Ich war etwas Besonderes, fühlte mich aus der Masse heraus ragend. So wie ich am Morgen so intensiv meine Wohnung wahrgenommen hatte, so überaus bewusst empfand ich jetzt mein Umfeld in der Schule. Bislang war ich jeden Tag als Schülerin durch die Flure gegangen, als ein Teil des Ganzen. Doch heute war ich eine Frau, nicht über den anderen, aber doch einzigartig. Ich fühlte mich bereit Valentin gegenüber zu treten.
Von solchen Gedanken getragen machte ich mich nach der Schule auf den Heimweg. Vor mir lag das Wochenende und der Tag war herrlich. Die Sonne strahlte am blauen Himmel und versprach beschauliche Sommertage. Auch jetzt am Nachmittag hing noch die Hitze in den Straßen und viele Leute zog es zu den Tischen vor den kleinen Kneipen oder in die Biergärten. Selbst das sonst so hektische Tempo der Leute schien durch eine gemütlichere Ruhe abgelöst.
Ich war dankbar, als ich zu Hause endlich das deutlich kühlere Halbdunkel des Treppenhauses betrat. Während die Tür hinter mir mit dem üblichen lauten Scheppern zufiel, ging ich zur Treppe. Die meisten Mieter waren noch nicht zu Hause und es herrschte eine fast andächtige und sehr angenehme Stille im Haus. Beides, Kühle und Stille, wischten die pulsierende Unruhe des Tages weg und erlaubten mir vollkommen entspannt durchzuatmen.
Als ich aber meinen Fuß auf die erste Treppenstufe stellte, vernahm ich eine sehr leise Bewegung hinter mir. Es war mehr eine Ahnung als eine Wahrnehmung. Unter normalen Umständen hätte ich womöglich nicht einmal darauf geachtet. Aber heute waren meine Sinne sofort angespannt, saugten in höchster Bereitschaft jede Ungewöhnlichkeit auf. Ich stand still und lauschte. Meinen eigenen Herzschlag konnte ich hören und fühlte überaus deutlich, wie sich deren Kammern dehnten und dann wieder zusammen zogen. Mein Blut schoss nun schneller durch die Adern. Ohne es zu sehen wusste ich dennoch sofort, wer dort wartete.
„Es ist sehr heiß draußen.“ Valentins Stimme klang souverän und sicher wie immer. Keine Nuance war zu vernehmen, die erkennen ließ, dass seine Anwesenheit hier in diesem Treppenhaus ungewöhnlich sei. „Ich habe daher beschlossen hier auf sie zu warten.“
Ich brauchte diesmal nur Augenblicke, um meine Überraschung zu überwinden. Auch wenn niemand im Haus zu sein schien, sprach ich sehr leise. Ich wollte nicht, dass irgend jemand unsere Unterhaltung hörte oder gar deren Inhalt verstand. „Ich hatte sie erst am Abend erwartet.“ gab ich, ohne mich umzudrehen, zu. „Sie haben ein Talent mich zu überraschen.“
Ich hörte wie Valentin sich mir näherte und hinter mich trat. „Es wäre mir sehr schwer gefallen, noch länger zu warten.“ Sein Atem streifte meinen Nacken. „Können sie diese Ungeduld verstehen?“
Heute schien er sich für Offenheit statt das Reden in Rätseln entschieden zu haben. Seine vielen Facetten und Gesichter erstaunten mich immer wieder. Ich unterdrückte nur mit Mühe ein Seufzen, als ich seine Hände auf meinen freien Schultern spürte und diese langsam und gefühlvoll an meinen Armen herunter wanderten.
Ich nickte. „Ich glaube, ich kann sie verstehen.“ sagte ich stockend, die Worte langsam aussprechend. „Aber warum ich?“ Alle meine Selbstzweifel und Seelenqualen lagen in diesen drei einfachen Worten meiner Frage. Es war ein letzter Aufschrei, ein letzter schwacher Versuch der Gegenwehr.
Vorsichtig schlossen sich seine Hände für einen Moment um meine Oberarme, so als wollte er testen, ob real war, was seine Finger berührten. „Das kann ich nicht erklären.“ Er schwieg, überlegte offenbar mit Bedacht seine Worte. „Nur eines kann ich mit Sicherheit sagen. Seit unserer ersten Begegnung in meiner Bibliothek bin ich wie berauscht von ihnen. Den Wunsch sie und ihren unglaublichen Körper zu besitzen empfinde ich geradezu schmerzhaft.“ Noch vorsichtiger als er seine Finger geschlossen hatte löste er sie jetzt wieder. „Ich bitte sie meine grobe Offenheit zu verzeihen.“ Schon wanderten seine Finger wieder weiter an meinen Oberarmen entlang nach unten.
Ich schloss die Augen. Seine Worte, der Klang seiner Stimme, sie waren wie ein Pfahl, der mein Herz mit Wucht durchbohrte. Der Jäger hatte sein Opfer gestellt und nun setzte er an zum Gnadenstoß. Wo bleib sie, die Erlösung?
„Haben sie sich entschieden?“ fragte er bedächtig und stoppte seine Hände nun auf meinen Unterarmen.
„Ja, das habe ich.“ hauchte ich mehr, als ich es aussprach. Für einen Moment stand die Welt für mich still. Meine Antwort, obwohl nur geflüstert, hallte wie ein fernes Echo wieder und wieder in meinen Ohren.
Mich vorsichtig mit seinen Händen dirigierend drehte Valentin mich zu sich herum. Mit unverschämter Lüsternheit wanderte sein Blick über meinen Körper. Unwillkürlich bemerkte ich, dass es genau der Blick des Kapitäns aus meinen Träumen war, der seine Gefangene, seine Beute musterte.
„Das freut mich.“ sagte Valentin, als sich unsere Augen wieder trafen. Er fragte nicht, welche Entscheidung ich getroffen hatte und er brauchte das nicht. Seine Augen sahen es und seine Fingerspitzen konnten es auf meiner Haut spüren. Er wusste, dass ich ihm verfallen war. Der Triumph in seinem Blick, seine aufrechte und dominante Haltung verrieten es.
So standen wir uns still im Treppenhaus gegenüber und mir wurde bewusst, dass Valentin mich nun das zweite mal mehr als nur flüchtig berührte. Seine Fingerspitzen wanderten zurück zu meinen Oberarmen und von dort aus schob er sie langsam, aber ohne auch nur einen Moment zu zögern über die deutlichen Rundungen meiner Brüste.
Er fuhr über deren Spitzen, die Nippel suchend, und ertastete die Ränder der BH-Körbchen. Dann drückte er meine Brüste leicht und erneut suchten seine Finger meine Nippel zu ertasten. Der BH verhinderte das nicht vollkommen und nachdem er sein Ziel sicher geortet hatte kniff er plötzlich mit seinem Zeigefinger und Daumen meine Brustwarzen.
Es war nicht wirklich schmerzhaft. Trotzdem schrie ich leise auf, wohl eher um meiner Überraschung über die unerwartet deutlich besitzergreifende Geste Luft zu machen. So hatte noch nie zuvor jemand meinen Körper berührt, mich auf so schamlose Weise angefasst.
„Wollen wir nach oben gehen?“ fragte er, seine Finger immer noch an meinem Busen.
Ich konnte nur stumm nicken, war unfähig etwas zu sagen. Fast widerwillig und dennoch fasziniert sah ich auf meinen Busen, dessen Spitzen zwischen Valentins Fingern gefangen waren.
Als wollte er unterstreichen, welche Macht er jetzt über mich hatte, hob er seine Hände ein Stück nach oben und zwang mich so beinahe auf die Zehenspitzen. Ich beherrschte mich und unterdrückte jeden Laut. Aber ich spürte eine kalten leichten Schweißfilm auf meiner Stirn.
Valentin kostete seine Macht über mich aus. Er hielt mich in seinem Griff und unterstrich damit seinen Anspruch auf mich, auf meinen Körper. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er seinen Griff wieder löste und mich mit einer Hand sanft an meiner Schulter in Richtung Treppe schob.
Ich war verwirrt und erregt zugleich. Ich dürstete nach der Fähigkeit dieses Mannes verborgene Sehnsüchte und Begierden Wirklichkeit werden zu lassen und fürchtete das zugleich. Ich stieg mit ihm nicht meine Treppe hinauf, sondern wie schlugen einen vollkommen neuen Weg ein. Es war ein Weg, der nur Privilegierten offen stand und von dem man wohl erst am Ziel wusste, ob er Segen oder Fluch verhieß. Bei aller Unsicherheit und aller Furcht, bei allen Ahnungen und allen Gedanken ging ich den Weg doch nicht allein. Valentin führte mich und welche Rolle er auch immer inne hatte, welche Motivation ihn antrieb. Er war mein Fixpunkt und mein Begleiter und ich legte mein Schicksal in seine Hände — in seine starken Hände.
Mit zitternden Fingern schloss ich die Tür zu meiner Wohnung auf. Ich trat vor Valentin ein, der hinter uns leise die Tür ins Schloss fallen ließ. Ich sah wie er still die Hand ausstreckte und verstand.
Valentin nahm den Schlüssel, den ich ihm reichte und sperrte die Tür von innen ab. Jede Umdrehung des Schlüssels hallte dabei dröhnend in meinen Ohren und war der kolossale Abgesang auf mein früheres Leben. Schließlich war Stille und wir standen uns direkt gegenüber.
„Werden wir heute Abend allein sein?“ fragte Valentin ruhig.
Ich nickte. „Ich denke schon. Ich erwarte jedenfalls niemanden.“
Er trat neben mich und musterte mich. Dann streckte er seine Hand aus und die Spitze von Zeige- und Mittelfinger streichelten über meine Schulter. „Sie zittern.“ Es klang fast wie eine Frage, statt einer Feststellung.
Ich nickte wieder, sagte aber nichts.
„Sie fürchten sich?“ Dieses mal war es ganz sicher eine Frage.
Ich nickte fast widerwillig, wollte diese Schwäche nur ungern eingestehen.
Valentin umrundete mich nachdenklich. Als er wieder vor mir stand hob er mit der rechten Hand mein Kinn, bis wir uns beide direkt in die Augen sahen. „Es wird Momente geben, wo sie sich fürchten müssen. Aber nicht heute. Furcht ist eine starke Stimulanz, eine sehr starke sogar. Sie kann unglaublich erotisch sein. Aber sie ist auch ein tückisches Gift. Falsch dosiert zerstört sie.“ Seine Augen forschten in den meinen, ob ich verstand, wovon er sprach. Seine Stimme klang beruhigend. „Heute wollen wir nicht damit experimentieren. Lassen sie uns mit dem kleinen Geschwister der Furcht anfangen, dem Vertrauen. Furcht mag schneller anzuwenden sein. Aber Vertrauen wirkt nachhaltiger.“
Ich verstand nicht wirklich, was er meinte. Aber es klang gut und mir standen Tränen in den Augen.
Valentin wischte zärtlich eine Träne mit seinem Zeigefinger seiner freien Hand von meinem Gesicht. Er hob den Finger zu seinem Mund und kostete mit seiner Zunge davon. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann ließ er mein Kinn los. Suchend sah er sich um. „Würden sie mir ihre Wohnung zeigen?“
Ich musste erleichtert lachen, über sein verschmitztes Gesicht. „Natürlich.“ Gemeinsam gingen wir zuerst in das kleine Bad, in die Küche und von dort in das Wohnzimmer. Valentin lobte die geschmackvolle Einrichtung und es klang ehrlich. Ich atmete tief durch, bevor ich ihm mein Schlafzimmer zeigte.
Valentin musterte das Bett und sah sich interessiert, aber schweigend um.
„Es ist eine kleine Wohnung, nichts besonderes.“ unterbrach ich schließlich das Schweigen. „Aber ich lebe gern hier.“
„Nichts besonderes?“ fragte Valentin mit einem Tonfall, als hätte ich einen lächerlichen kleinen Schwindel versucht. „Materialistisch betrachtet mögen sie recht haben. Aber sie unterschlagen dabei, dass durch diese Räume ihr Atem weht. Und das verleiht ihnen eine Frische, die diesem Ort einen ganz besonderen Zauber verleiht.“
„Sie verstehen es, Frauen zu beeindrucken. Gestatten sie mir eine sehr persönliche Frage?“
Valentin nickte zustimmend und mit der geöffneten Hand deutete er mir an, die Frage zu stellen.
„Sie sind nun bis in mein Schlafzimmer vorgedrungen. Ich gebe zu, das gelang ihnen fast spielerisch. Sie wissen mehr über mich, als jeder Freund, den ich zuvor hatte und sie lesen in mir wie in einem offenen Buch. Auch haben sie mir Einblicke in ihre Seele erlaubt, die doch sehr viel Vertrauen erfordern. Warum aber bleiben wir beim förmlichen Sie? Es erstaunt mich, dass sie mich nicht duzen wollen.“
Valentins Blick wanderte durch den Raum, während er offensichtlich über eine Antwort nachdachte. Dann lehnte er sich entspannt gegen die Wand und verschränkte die Arme locker vor seiner Brust. „Vorhin sprachen wir über Furcht.“ Valentins Stimme war bedächtig, jedes Wort wohl abgewogen. „Sie werden sie kennen lernen. Oh ja. Aus meiner Hand.“
Er nickte wie um sich selbst zu bestätigen und ich hätte viel darum gegeben jetzt das Bild zu sehen, das vor seinem Auge schwebte. Die Eindringlichkeit seiner Prophezeiung verursachte mir Gänsehaut.
„Diese Furcht wird ihre Nahrung nicht aus roher Gewalt erhalten, sondern aus dem Wechselspiel von Dominanz und Unterwerfung. Sie wird sich langsam aufbauen, Stück für Stück von ihrem Körper Besitz ergreifen sie am Ende der Wirklichkeit entreißen. Der Weg dorthin braucht Grundlagen. Eine dieser Grundlagen wird Respekt sein. Unbedingter Respekt. Der manifestiert sich zuerst in der Anrede.“ Valentin schwieg erneut. Seine Gesichtszüge nahmen eine erkennbare Härte an. „Diesen Weg gehen wir wohl gemeinsam, aber nicht nebeneinander.“
Ich musste unwillkürlich den Blick senken, als Valentin mich scharf und geradezu durchdringend hart ansah. Wieder war da dieses berauschende Gefühl von Angst, Unsicherheit und dem Wunsch nach Selbstaufgabe, ja totaler Hingabe. Sie versprach das Ende von allen Zweifeln. Es war exakt das, was ich vorhin im Treppenhaus empfunden hatte.
Eine Spur Wärme kehrte in Valentins Stimme zurück. „Ich werde ihnen die Richtung weisen, vielleicht sogar erzwingen. Sie müssen folgen oder zurück bleiben. Je weiter wir aber gehen, um so weniger Platz wird für das Du sein.“
Eine seltsame Spannung lag jetzt in der Luft. Valentin hatte etwas den Schleier meiner Zukunft gelüftet. „Wo bleibt das Vertrauen, wenn überall Furcht ist?“ fragte ich irritiert und versuchte mühsam seine Gedankenskizze zu verarbeiten.
„Furcht mag sie vorwärts treiben.“ erklärte Valentin, als hätte er die Frage erwartet. „Aber sie ist blind und oft maßlos. Wer wird sie kontrollieren, sie beherrschen?. Ich bin das Vertrauen. Ich lasse sie nicht aus den Augen und ich werde sie stützen, wenn sie straucheln. Was halten sie davon?“
„Das klingt nicht ganz so düster.“ gab ich zu.
„Nein. Es gibt keinen Grund für düstere Gedanken. Wollen wir gemeinsam kochen?“ fragte er völlig unerwartet. Dabei sah er mich aufmunternd an.
„Warum nicht.“ erwiderte ich überrascht von seinem Vorschlag. Halb hatte ich erwartet, dass er mich aufs Bett wirft und auf der Stelle nehmen würde. Gemeinsam zu kochen war das letzte, woran ich jetzt gedacht hätte.
Valentin war schon auf dem Weg zurück zur Küche und ich folgte ihm, erleichtert und doch noch mit seinen Erläuterungen ringend.
In der Küche öffnete Valentin ohne lange zu zögern meinen Kühlschrank und machte eine Bestandsaufnahme. Besonders voll war er nicht, da ich eigentlich nicht viel aß und auch oft zu bequem zum kochen war. Mit einem erfreuten Augenaufschlag zog Valentin eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank. „Das ist schon mal ein guter Anfang.“
„Wollen sie mich betrunken machen?“ fragte ich scherzhaft.
„Ja“ sagte Valentin ernsthaft. „Aber erst, nachdem sie satt sind. Alles braucht seine Reihenfolge.“ Er stellte die Flasche wieder zurück in den Kühlschrank. „Was halten sie von Sauce Bolognese auf Zucchini mit Käse überbacken? Das wäre eine wunderbare Ouvertüre, bevor ich sie mit dem Sekt willenlos mache.“
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Dieser Mann war unglaublich. Er spielte mit mir, wie auf einem Instrument und er beherrschte es vollkommen. Ich war einverstanden. In weniger als einer Minute hatte sich die Stimmung zwischen uns wieder komplett gedreht.
„Ihre Träne …“ begann Valentin und hantierte dabei mit der Pfanne. Er stellte sie auf den Herd und begann Öl zu erhitzen.
„Was ist mit meiner Träne?“ fragte ich neugierig.
Valentin sah mich kurz an, bevor er sich wieder dem Öl zuwendete. „Wissen sie, was einer der großen griechische Philosophen über die Tränen dachte?“
„Nein.“ gab ich schulterzuckend zu.
„Nun, in einem wunderbaren fiktiven Dialog ergründete jener Philosoph den Ursprung der Farben. Deren Geburt vermutete er in den Tränen. Diese wiederum seien eine Verbindung von Feuer und Wasser. Das Feuer, so philosophierte der Gelehrte, dringt in die Augen. Dort trifft es auf deren Feuchtigkeit und geht mit dieser eine neue Verbindung, eine Einheit ein.“ Valentin drehte sich wieder zu mir um. „Das Ergebnis dieses Zusammentreffens des Feuers und des Wassers sei dann die Träne. Mehr noch. Die Träne ist eine andere Art von Feuer, die das Auge wieder verlässt. Die Träne entsteht plötzlich, wie ein Blitz, ein heftiges Entflammen.“ Mit ruhiger Bewegung gab Valentin das Hackfleisch in die Pfanne. Während er es verteilte sprach er weiter. „Wer die Träne näher betrachtet, der wird erkennen, dass sie allen Glanz und alle Schönheit enthält. Und alle Farben funkeln aus ihr.“ Valentin hielt einen Moment inne. „Es ist ein wundervoller Text, eine Quelle geistiger Inspiration.“
Ich lauschte ergriffen Valentins Erläuterung.
„Heute habe ich etwas dazu gelernt.“ erklärte Valentin, während er sich der Zucchini zuwendete. „Man kann dieses Feuer auch schmecken. Ich hatte es heute mit ihrer Träne auf meiner Zunge.“
Ich stand einen Augenblick wie versteinert. Für Minuten sagte keiner von uns beiden ein Wort. Valentin schob die fertig bestückte Auflaufform mit allen Zutaten in den Backofen. Dann nahm er die Sektflasche aus dem Kühlschrank. Er bat mich um zwei Gläser. Während der Herd leise summte stießen wir davor mit unseren Gläsern an.
„Ich möchte einen Toast aussprechen.“ sagte Valentin sein Glas erhebend. „Mein Inneres ist so kalt wie dieser Sekt. Ich sehne mich nach dem wärmenden Feuer ihrer Tränen. Ein Flammenmeer werde ich mit ihnen entfachen, um die Kälte zu vertreiben.“
Wir tranken beide und ich spürte beinahe sofort einen Feuersturm durch meine Blutbahnen fegen. Ob es nun der Sekt oder Valentins Worte waren konnte ich nicht mehr klar trennen.
Valentin nahm das Glas aus meiner Hand und stellte es mit seinem auf den Küchentisch. Dann fasten seine Hände mich an meinen Hüften und zogen mich unbarmherzig gegen seinen Körper. Einen Moment wollte ich dagegen aufbegehren, versteifte mich. Doch Valentins Muskeln duldeten keinen Widerstand und er zerbrach ihn mit einem kurzen Ruck. Nun presste er meinen Körper gegen seinen, so dass wir den Herzschlag des anderen spüren konnten.
Seine Lippen suchten die meinen und diesmal gab ich auf. Noch feucht vom Sekt trafen sich unsere Zungen und wurden zum Mittelpunkt wirbelnder Leidenschaft. Das Feuer, das jener Grieche vor mehr als zweitausend Jahren so kunstvoll beschrieben hatte, war aufs neue entfacht.
Als wir später am Tisch saßen und Valentin mich mit seinen unaufdringlichen und wie üblich sehr interessanten Plaudereien unterhielt, spürte ich, wie mit jedem Bissen die Spannung stieg. Betrunken oder nüchtern, ich würde mich ihm hingeben. Daran bestand kein Zweifel mehr. Vertrauen hatte Valentin versprochen und er hielt sein Wort. Ich schmeckte noch immer seinen Kuss und ich wollte mehr davon.
Als das Essen vorüber war übernahm zum ersten mal ich die Initiative. Ich ging zu ihm und drückte meine Finger auf seinen Mund, signalisierte ihm damit zu schweigen. Noch während er saß setzte ich mich frontal auf seinen Schoß. Dann schob ich meine Finger in seine Haare und drückte seinen Kopf gegen meinen Busen.
Valentins Hände verschlossen sich hinter meinem Rücken und sein Gesicht arbeitete sich über meine Brüste zu meinem Gesicht vor. Wieder küssten wir uns leidenschaftlich und unser wilder Atem zeigte dem dem jeweils anderen die Bereitschaft zu mehr. Während ich Valentin noch immer streichelte, waren seine Hände hart und fordernd.
Plötzlich stand Valentin auf, riss mich mit sich nach oben und hielt mich fest umschlungen an seinen Körper gepresst. Dann warf er mich fast grob auf den Tisch, den ich zum Glück zuvor abgeräumt hatte. Ein wilder Schmerz durchzuckte meine Schulter und ich stöhnte auf.
Doch Valentin achtete nicht darauf. Seine Finger schoben sich in den Ausschnitt meines Top. Dann, mit einem fürchterlichen Ruck und den Atem wüst aus den Lungen pressend, zerriss er rücksichtslos mein Oberteil, fetzte es mir förmlich vom Körper.
Ich schrie lustvoll auf und bedeckte instinktiv mit meinen Händen meine Brüste, welche noch der BH seinen Blicken entzog. Aber Valentin zwang sofort meine Hände neben meinen Kopf. Sein Griff war so hart, das meine Handgelenke schmerzten. Ich wagte nicht mehr die Hände zu heben.
Mit einem wilden Schnaufen riss er mir dann den BH vom Leib und schleuderte ihn achtlos auf den Boden der Küche. Dann gruben sich seine Hände in das weiche Fleisch meiner Brüste.
Von einem bislang nicht gekannten animalischem Lustgefühl davongetragen drückte ich Valentins Händen meinen Oberkörper entgegen. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht schreien zu müssen.
Fordernd, ein wenig zu hart und doch unglaublich erregend knetete Valentin meine jungen Brüste. Meine Knospen standen aufrecht wie kleine Radiergummi und verlangten geradezu gequält zu werden. Ein solches Ziel ließ Valentin nicht aus und seine Finger umschlossen mit Nachdruck die sensiblen Spitzen.
Ich wand mich auf dem Tisch und verlor in meinem Zustand aus Schmerz, Verlangen und berauschender Lust jedes Gefühl für die Wirklichkeit. Ich stöhnte und bot diesem reifen Mann auf schamlose Weise meinen Körper an, animierte ihn mit jeder Zuckung nicht aufzuhören, sondern sich noch zu steigen.
Valentins Hände waren überall. Seine Zunge leckte den Schweiß von meiner Haut und seine Zähne brachten mich um den Verstand. Wir küssten uns immer wieder und ich hob meine Hüfte, als er mir die Hose von den Beinen zehrte. Als ich vollkommen nackt vor ihm lag vergrub er sein Gesicht zwischen meinen Beinen.
Valentins Zunge im Zentrum meiner Weiblichkeit war eine schlimmere Qual, als seine erbarmungslosen Finger an meinen Nippeln. Immer wieder trieb er mich bis kurz vor den Höhepunkt, um mir dann im letzten Moment die ultimative Erfüllung zu versagen. Seine Hände straften mich für meine Lust, schlugen mich und trieben mich erneut zu höchster Ekstase.
Ich bemerkte überhaupt nicht, wie er seine Hose öffnete. Als er schließlich in mich eindrang war es wie eine Erlösung. Jede Faser meiner Vagina jubilierte über seine Männlichkeit. Voller Erleichterung schrie ich meine totale Befriedigung hinaus und empfing seine Stöße mit weit geöffneten Beinen. Wenn da noch Schmerz war, so ging er im Orkan des hemmungslosen Sex unter.
Mit jedem Anschlag bei seinem harten Eindringen trieb er mich über die Tischplatte, riss mich wieder an sich und versuchte mich so tief wie möglich zu pfählen. Von seiner Brust tropfte der Schweiß auf meine. Als endlich der vollkommene Höhepunkt sich in mir machtvoll entlud vermischten sich unsere Stimmen zu einem letzten gemeinsamen Aufheulen. Die Bewusstlosigkeit schwappte über mich wie eine sanfte Brandung und nahm mich auf sanften Schwingen mit in eine Welt, in der warmes Licht und eine unglaublich weiche Stille Ruhe für die gemarterte Seele und den Körper brachten. Dann kam die Dunkelheit und in nicht zu greifender Ferne erlosch eine kleine Flamme, als eine Träne sie erstickte. Doch bevor sie starb und eins mit der Dunkelheit wurde, erstrahlte für den Bruchteil eines Augenblickes ein Stern in allen Farben des Regenbogens. Dann war nichts mehr. Die Zeit stand still.